Zweifel

In letzter Zeit lese ich viel von jungen Kollegen und Kolleginnen, die vom Zweifel gepackt, an ihrer eigenen Angst scheitern und gehemmt sind an ihrem Projekt weiterzuschreiben.

"Bin ich gut genug, ein Buch zu schreiben?",

"Ist es überhaupt interessant genug, um es zu veröffentlichen?",

"Wird es überhaupt jemand lesen?" - sind da nur einige Fragen, die sich gestellt werden.

Nun bin ich fern davon, zu behaupten, ich hätte die Weisheit mit Löffeln gefressen, hätte auf alles eine Antwort und wäre die erfahrenste Schriftstellerin überhaupt, aber ich habe mir natürlich auch meine Gedanken darüber gemacht.

Schon alleine, dass ich mich nicht als erfahren betiteln würde, zeigt, dass ich selbst unter Zweifeln leide, wie übrigens viele, auch viele wirklich erfahrene Schreiber.

Irgendwann, wenn ein Buch entsteht, bei mir so nach der ersten Hälfte, kommt tatsächlich die Frage auf, ist es spannend genug, erreicht es jemanden?

Ich persönlich versuche mich dann daran zu erinnern, dass ich schon ein bis zehn Bücher veröffentlicht habe. Dass ich wahnsinnige tolle Reaktionen meiner Leser erhalten habe. Dass meine Bücher regelmäßig gekauft werden. Dass es mir Freude macht, zu schreiben, weil es mein Leben ist, weil die Gedanken aus meinem Kopf müssen (ähnlich wie dieser Artikel gerade). Dass es das ist, was ich machen möchte.

Was aber, wenn man auf so etwas noch gar nicht zurückgreifen kann?

Dann sorge dafür, dass du es kannst!

Schreibe dein Buch, schreibe deine Geschichte. Habe Selbstvertrauen, nicht jedem kann alles gefallen, aber vielen wird gefallen, was du machst. Und wenn du soweit bist, deine Geschichte beendet ist, du all die Nacharbeit erledigt hast, Überarbeitung, Lektorat, Korrektorat, Testleser und was weiß ich, dann wage den nächsten Schritt und sei stolz darauf, was du geschafft hast.

Alle fangen einmal an, niemand ist jemals perfekt und das ist gut so.

Es gibt Autoren, die bereits nach dem ersten Buch oder vielleicht dem Zweiten ein ungemeines Selbstbewusstsein entwickeln und alle Welt daran teilhaben lassen, ob man will oder nicht. Einerseits bewundernswert, solch Selbsteinschätzung, andererseits für mich auch sehr befremdlich. Sich auszutauschen, von Erfahrungen zu berichten, das ist gut, das ist wichtig, aber auf "dicke Hose machen", das können die Wenigsten wirklich machen - und die, die es könnten tun es meist gar nicht. Viele der richtig großen Schriftsteller haben immer ein wenig Demut in sich und das finde ich faszinierend und sehr sympathisch. Und auch ihnen kommen manchmal Zweifel, was sehr beruhigend ist.

Und sind Zweifel nicht auch etwas Gutes? Sind Zweifel nicht ein Zeichen dafür, dass man sich (kritisch) auseinandersetzt, mit dem, was man tut? Treiben sie einen nicht dazu an, es besser zu machen, immer wieder besser zu machen? Sich weiterzuentwickeln? Ich bin davon überzeugt.

"Welchen Rat würdest du einem Neuling geben?" - Habe ich das Recht, einen Rat zu geben? Ja?! Na dann würde ich sagen: Schreib und habe Spaß dabei. Gib dein Bestes und lass die nicht beirren von all den gutgemeinten Ratschlägen.

 

Habt einen schönen Tag, man liest sich.

 zurück zu "Übers Schreiben"

picture by picabay